Ein Kriegsschiff, das verschwindet und teleportiert wird? Was wie Science-Fiction klingt, gilt bis heute als eine der bekanntesten Verschwörungstheorien des 20. Jahrhunderts: das sogenannte Philadelphia-Experiment. Doch was steckt wirklich dahinter?
Die Geschichte: Was angeblich geschah
Im Jahr 1943, mitten im Zweiten Weltkrieg, soll die US Navy im Hafen von Philadelphia ein streng geheimes Experiment mit dem Zerstörer USS Eldridge durchgeführt haben. Ziel war es, das Schiff mithilfe starker elektromagnetischer Felder unsichtbar zu machen – zunächst für Radar, später sogar für das bloße Auge.
Der Legende nach verschwand die USS Eldridge während des Experiments für einige Minuten vollständig – und tauchte Hunderte Kilometer entfernt in Norfolk, Virginia wieder auf. Danach kehrte sie an ihren ursprünglichen Ort zurück. Doch der Preis sei hoch gewesen: Crewmitglieder litten unter schwersten Nebenwirkungen, einige sollen psychisch zusammengebrochen, andere sogar mit dem Schiff verschmolzen sein.
Die Quelle: Carlos Allende und der mysteriöse Brief
Erstmals bekannt wurde die Geschichte in den 1950er-Jahren durch einen Mann namens Carlos Allende (auch Carl M. Allen), der dem Wissenschaftler Morris K. Jessup Briefe schrieb. Allende behauptete, Augenzeuge des Experiments gewesen zu sein und sprach von unglaublichen Ereignissen an Bord der Eldridge.
Jessup war fasziniert und versuchte, dem nachzugehen. Sein Buch „The Case for the UFO“ wurde später in einer mit Kommentaren versehenen Version vom Office of Naval Research (ONR) weiterverbreitet – was die Verschwörungstheorien zusätzlich befeuerte.
Die Realität: Was wirklich bekannt ist
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Die US Navy bestreitet, dass ein solches Experiment je stattgefunden hat.
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Logbücher und Dokumente belegen, dass die USS Eldridge zum fraglichen Zeitpunkt nicht in Philadelphia war.
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Viele Details der Geschichte basieren auf physikalisch unmöglichen Annahmen. Die behauptete „Unsichtbarmachung“ durch elektromagnetische Felder widerspricht heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen.
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Die Hauptquelle, Carlos Allende, gilt heute als unglaubwürdig und psychisch instabil.
Was bleibt?
Das Philadelphia-Experiment ist ein Paradebeispiel für moderne Mythenbildung:
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Eine bizarre Story
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Eine anonyme Quelle
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Ein geheimnisvolles Regierungsprojekt
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Keine belastbaren Beweise
Es wurde vielfach in der Popkultur aufgegriffen – etwa im Film „The Philadelphia Experiment“ (1984) oder in Serien wie „Fringe“ oder „Akte X“.
Fazit: Lüge mit Langzeitwirkung
Obwohl faszinierend, gibt es keinen glaubwürdigen Beweis, dass das Philadelphia-Experiment wirklich stattfand. Alles spricht dafür, dass es sich um eine Fiktion handelt – geboren aus Missverständnissen, Gerüchten und einem Hauch von Paranoia.
Trotzdem lebt die Legende weiter – als modernes Märchen und Mahnung, wie leicht sich Realität und Mythos vermischen lassen.